20 März 2007

Anmerkung zu Venezuela

Der erste Eindruck den man bekommt, wenn man von Kolumbien aus nach Venezuela einreist und in der erst größten Stadt (Maracaibo) eintrifft, ist eine völlig amerikanisierte Gesellschaft. Auf den breiten Straßen bestimmen große Amischlitten aus den 70er Jahren das Bild, die aufgrund der niedrigen Sprittpreise (1 Liter kostet umgerechnet 2 Eurocent) immernoch recht günstig zu unterhalten sind. An vielen Ecken sind Fast-Food-Ketten zu sehen, die alle gut besucht zu sein scheinen. Aufgrund der gegen die USA gerichteten Außenpolitik von Hugo Chávez könnte man sich Venezuela reichlich anders vorstellen.

Die Straßenzüge, Häusermauern und Werbeflächen sind geprägt von Chávez. Überall ist sein Konterfei, seine Faust oder seine Slogans abgebildet. Er ist so omnipräsent, dass man den Eindruck gewinnen könnte, als solle seine Politik hinter seiner Person zurückgehalten werden. Dies ist jedoch wahrlich nicht nötig!

Inzwischen sind an die 25 “Misiones” ins Leben gerufen worden, die fast sämtliche Politikfelder abdecken und aus dem Erdölgeschäft (am Staatshaushalt vorbei) finanziert werden. Manche weisen bereits erste Erfolge auf (so wurde Venezuela von der UNESCO als analphabetenfreies Land erklärt), andere brauchen noch Zeit oder müssen weiter verbessert werden bis sie richtig greifen. Es gibt eine Reihe von Bildungsmissionen, so u.a. die “Misión Sucre”, die Jedem, der dazu qualifiziert ist, einen Studienplatz und ein Stipendium gewährt. Ein anderes Feld ist die Gesundheit. Die vielleicht bekannteste Mission "Barrio Adentro” führt mit Hilfe kubanischer Ärzte bei Bewohnern der Armenvierteln kostenfrei Behandlungen durch. Andere Missionen sind u.a. “Misión Arbol” (Wiederaufforstung), “Misión Abuelo” (Rentensystem auch für die arme Bevölkerung), “Misión Guaicaipuro” (Landtitel für die Indigina-Bevölkerung) usw. usf. (siehe: "Bolivarianische Missionen" in Wikipedia).

All diese Missionen haben auf lange Sicht eine komplette Umstrukturierung der venezolanischen Gesellschaft zum Ziel – hin zu mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit.
In den meisten Medien verschwindet diese Innenpolitik oft hinter der von Chávez praktizierten außenpolitischen Polemik in Richtung Washington.


Durch engere Handelsbeziehungen mit der Volksrepublik China, dem Iran und vielen lateinamerikanischen Ländern versucht Chávez Venezuela aus der Abhängigkeit von den USA zu lösen und gleichzeitig ein breites Bündnis zu schmieden, dass nicht so einfach boykottiert werden kann, wie es bei Kuba nach dem Ende des Ost-West-Konflikts der Fall war.

Die Zurückweisung des von den USA geplanten gesamtamerikanischen Freihandelsabkommens, das vor allem die Existenz der Kleinbauern zerstört, die noch immer in großen Teilen Lateinamerikas die Landwirtschaft bestimmen und einen Großteil der Bevölkerung beschäftigen, ist genauso wie die Schaffung alternativer Medien (telesur) in den gegenwärtigen südamerikanischen politischen Kontext einzuordnen: Die neokoloniale Ausbeutung, die auf die koloniale Ausbeutung folgte, soll überwunden werden. Venezuela kämpft für die Widererlangung seiner Souveränität und Autonomie .

2 Kommentare:

Anonymous Anonym meinte...

Querido Julio, abschließend möchte ich dich noch einmal zu deinem sehr guten blog becklückwünschen und mich somit den meisten kommentaren anschließen.
ich freue mich sehr, dich morgen hier empfangen zu dürfen, aqui LA LUCHA SIGUE - der kampf geht (hier) weiter!!!

hasta siempre, Comandante

hawk

21. März 2007 um 03:35  
Anonymous Anonym meinte...

natürlich sollte es "beGlückwünschen" heißen!

21. März 2007 um 03:36  

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