Demo für die Opfer des Paramilitarismus
Am Donnerstag den 6.3.2008 findet die Demonstration für die Opfer des Paramilitarismus statt. Nach der Groß-Demo am 14. Februar „gegen die Gewalt“ ist dies die zweite Marcha innerhalb von nicht einmal vier Wochen statt. Warum wird landesweit innerhalb von so kurzer Zeit zu Groß-Demonstrationen aufgerufen?
Die Marcha 14F wurde vom amerikanischen StudiVZ Vorbild Facebook aus initiiert. Medien und Regierung in Kolumbien nutzten die anfangs kleine Schar von Gruppen-Mitgliedern im Facebook und setzten sich an die Spitze. Die Organisation, der Aufruf, Fahnen, T-Shirts etc wurde gezielt von den regierungsunkritischen Medien gezielt gepusht und am Ende fanden sich mehrere Millionen Kolumbianer auf der Strasse wieder um gegen die FARC-EP (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens - Armee des Volkes) zu demonstrieren, unter anderem nachdem die Paramilitärs, die AUC (Autodefensas Unidas de Colombia- Vereinigte Selbstverteidigung Kolumbiens) auf ihrer Internetseite zur Teilnahme aufgerufen hatten.
NO MÁS VIOLENCIA, NO MÁS SECUESTRO, NO MÁS FARC war der Slogan der ueberall zu lesen war. In den stundenlangen Live-Übertragungen im Fernsehen war dann aus dem „Marsch gegen die Gewalt“ eine Großmobilisierung gegen die FARC geworden. Was von vielen, unter anderem den „Angehörigen der Opfer der Verbrechen des Staates“ (Movimiento de Víctimas del Estado), kritisiert wurde ist die Tatsache dass diese Sicht auf den internen Konflikt zu einseitig und nicht weit genug geht, da die vielen Opfer der Verbrechen der Paras oder auch der Armee nicht repräsentiert waren, geschweige den die Hunderttausenden Vertriebenen.
Inwieweit diese Massenmobilisierung gesteuert und lanciert wurde, wird nicht nur an der Berichterstattung der Medien, vor allem den großen Fernseh- und Radiostationen deutlich, sonder auch an der Nicht-Tolerierung anderweitige Meinungen während der Demo. So wurden beispielsweise Gruppen mit regierungskritischen Plakaten nicht nur verbal angegriffen und der bekannte Professor Gustavo Moncayo, der im November hunderte Kilometer für die Freilassung seines Sohnes in Händen der FARC und den Acuerdo Humanitario (die Menschliche, also die diplomatische Lösung des Konflikts) eintritt, von einer Veranstaltung vertrieben.
Aufgrund dieser Eigenheiten der Massenmobilisierung wurde von dem „Movimiento de Víctimas“ erneut zu einer Demo aufgerufen. Eigentlich „Marcha para las Víctimas“ (Demo für die Opfer), hat der Name der Demo am Donnerstag immer wieder Änderungen von den verschiedenen Seiten erfahren. War es anfangs ein Aufruf der in Studentenkreisen, sozialen Organisationen und nationalen NGOs kursierte, kristallisiert sich nun folgendes heraus. Durch die Tatsache das z.B. der Polo (siehe voriger Eintrag), Noam Chomsky oder auch viele Organisationen in der ganzen Welt zur Teilnahme bzw. zu Solidaritätsaktionen aufgerufen haben, kann sich das Establishment nun nicht mehr taub stellen. Zwar wurden Stimmen laut, die Demo sei von den FARC organisiert (ein typisches Phänomen im Uribismo: Jedwede Opposition sympathisiert oder unterstützt die Terroristen der FARC) und in den von den Paras kontrollierten Barrios in Medellin kursierten angeblich Flugblätter, dass jeder der an der Demo teilnimmt automatisch mit dem Tod bedroht ist.
Nichtsdestotrotz: Fast alle Medien berichten über die Demo des 6M und das Thema wird in den Meinungsseiten der Zeitungen ausführlich diskutiert. Der Tenor ist: Die Veranstaltung einer zweiten Demo zeugt von einer funktionierenden Demokratie! Ja, das hat George W. angesichts der größten Demo in Washington seit dem Vietnam-Krieg (Foooreest!) 2003 auch gesagt….
Über die Demo, Fotos, Eindrücke, Meinungen, Berichterstattung etc. gibt´s dann hier an gleicher Stelle Ende dieser Woche.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite