22 Mai 2007

Kaffee aus Vietnam


Vergangenes Wochenende hatte ich die Möglichkeit etwas 2 Stunden nördlich von Medellin auf eine „Finca“ zu fahren. Eine Finca ist das Wochenendhaus des wohlhabenden Städters, manchmal aber auch nur ein einfaches Bauernhaus. Eine Finca zu haben ist hier in Medellin wie in vielen Teilen Kolumbiens nicht die Ausnahme, wie beispielsweise das Ferienhaus auf Mallorca in Deutschland, sondern eher die Regel. Das liegt daran dass z.B. das Land im Departement Antioquia, dessen Hauptstadt Medellin ist, nicht sehr dicht bevölkert und aufgrund der Menge zugleich relativ kostengünstig ist. Darüber hinaus ist es aufgrund der herrschenden klimatischen Bedingungen sehr fruchtbar.


Die Landwirtschaft Kolumbiens hingegen liegt mehr oder weniger am Boden. Das Land importiert Grundnahrungsmittel wie Reis, Linsen, Bohnen oder Mais aus anderen südamerikanischen Ländern und das Produkt mit dem man gemeinhin Kolumbien assoziiert, der Kaffe, ist hauptsächlich zum Export bestimmt während die Kolumbianer selbst entweder den Kaffee der unteren Qualitätsstufe konsumieren oder zum Teil importierten Kaffee aus Vietnam trinken.

Am Beispiel Antioquia konnte ich mir selbst ein Bild davon machen. Die Region lebt hauptsächlich von der Milchproduktion oder vom Anbau der Baumtomate („tomate de arbol“) Diese Pflanzungen sind relativ kostspielig was bedeutet dass nicht alle Bauern es sich leisten können eine solche Pflanzung zu unterhalten.

Die Vorraussetzungen für eine funktionierende Landwirtschaft sind also durchaus gegeben, dennoch fehlt es den einfachen Bauern an Kapital um mehr anzubauen als für die Subsistenz notwendig ist. So liegen das Terrain was sie besitzen oftmals brach und die Männer müssen sich als Saisonarbeiter auf den großen Haziendas verdingen um ihre Familien über Wasser halten zu können.

Die Milchbauern sehen sich dem Problem gegenüber dass der Milchpreis von der einzigen Abnehmerfirma Colanta, die einem Kongressabgeordneten gehört, diktiert werden kann bzw. diktiert werden müsste, sollte das Freihandelsabkommen TLC vom amerikanischen Kongress ratifiziert werden.

Hinzu kommt das Problem des Großgrundbesitzes. Die terratenientes halten an ihren Besitzungen fest und kultivieren, wie beispielsweise in Antioquia (in anderen Regionen sind es die Palmölplantagen) die pflegeleichten Pinien für die Holzproduktion auf mehreren hundert Hektar, roden dafür den Wald und erzielen so ohne große Arbeit zusätzliche Gewinne, die sie aufgrund ihrer jahrzehntelangen Vormachstellung ohnehin schon in der Stadt gewinnbringend investiert haben. Der einfache Bauer hingegen sucht einen Ausweg aus der wirtschaftlichen Misere in der großen Stadt, wo er dann über keinen Quadratmeter verfügt, um auch nur etwas Mais anzubauen.









Die Ursache für diese paradoxe Situation, fruchtbarstes, massenweise vorhandenes Land gegenüber einer kaum effizienten Landwirtschaft, liegt zum einen in den Interessen der Großgrundbesitzer, die nach wie vor großen Einfluss auf die Politik haben, zum anderen ist es die Regierung. Diese zeigt keine Anstrengungen mit staatlichen Investitionen der nationalen Landwirtschaft auf die Beine zu helfen. Die Gelder, Steuereinnahmen sowie die jährlich von den Vereinigten Staaten zur Verfügung gestellte Summe, jährlich eine halbe Milliarde US-Dollar, werden größtenteils für den „Plan Colombia“ oder „Plan Patriota“ im Kampf gegen die Guerilla und den Drogenanbau verpulvert. Das es bei diesen Unternehmungen um mehr oder besser gesagt um etwas anderes als Drogen- und Kommunistenbekämpfung geht, zeigen denke ich deutlich die vorangegangenen Schilderungen in diesem Blog.




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